Am 26.–27. September fand in Berlin der Fast Track City Summit 2025 statt. Er ist Teil einer globalen Initiative, die mehr als 500 Städte weltweit zusammenbringt, um das Ende der HIV-Epidemie bis 2030 zu beschleunigen.
In diesem Jahr waren ukrainische Diaspora-Organisationen im Programm des Gipfels stark vertreten. Dies ist das Ergebnis der aktiven Zusammenarbeit mit deutschen Partnern und bestätigt die Bedeutung der Stimme der ukrainischen Gemeinschaft im weltweiten HIV-Bereich.
Im Rahmen des Gipfels fand eine Podiumsdiskussion „HIV-Dienste und Unterstützung für ukrainische Migrant:innen in Berlin und darüber hinaus“ statt, organisiert von „100% Leben.Deutschland“ zusammen mit PlusUkrDe e.V., in Partnerschaft mit Deutsche Aidshilfe, und unter Beteiligung von KwitneQueer e.V. und Berliner Aids-Hilfe. Moderiert wurde die Diskussion von der Menschenrechtsaktivistin Oleksandra Binert, Vorsitzende der Allianz Ukrainischer Organisationen in Deutschland. Unter den Teilnehmenden waren Vertreter:innen ukrainischer und deutscher NGOs, Ärzt:innen, Forschende sowie Mitglieder des Berliner Parlaments.
Der Zugang zu HIV-Behandlung und Präventionsdiensten bleibt eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Gesundheit und die Kontrolle der Epidemie. Unterbrechungen der ART-Behandlung sind eine der größten Herausforderungen im Zusammenhang mit der erzwungenen Migration infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine. Dies geschieht sowohl aufgrund von Besatzung und fehlendem Zugang zu Diensten in der Ukraine als auch, wenn Menschen in neue Länder ziehen und sich nicht in die lokalen Unterstützungssysteme integrieren können oder wollen. Vertreter:innen von „100% Life“, der größten Patientenorganisation der Ukraine, machten auf dieses Problem aufmerksam.
Trotz des modernen deutschen Gesundheitssystems gibt es zahlreiche Barrieren, die die Integration ukrainischer Patient:innen in lokale Unterstützungsangebote erschweren. Diese Schwierigkeiten resultieren oft aus Unkenntnis ihrer Rechte, wie man handelt und wohin man sich wenden kann. Fachleute nennen Hindernisse auf verschiedenen Ebenen:
Individuelle Ebene:
Systemische Ebene:
Globale Ebene:
„Für uns, als Vertretung der größten Patientenorganisation der Ukraine, ist es entscheidend, die Verbindung zu den Patient:innen nicht zu verlieren. Ukrainische Organisationen in Deutschland müssen stark und geeint sein, aber gleichzeitig in die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern integriert. Nur so können wir Barrieren beim Zugang zur Hilfe wirksam überwinden“, sagte Yuliia Chechotkina, Kommunikationsfachfrau und Projektmanagerin bei 100 PERCENT LIFE gGmbH.
„Menschen kommen nach Deutschland, ohne die Sprache zu kennen, und haben große Schwierigkeiten, sich im Hilfesystem zurechtzufinden. Deshalb haben wir gemeinsam mit ‚100% Leben‘ ein Projekt gestartet, das auf einer IT-Plattform basiert und verfügbare Dienste in einfacher Sprache erklärt sowie psychologische Unterstützung in Partnerschaft mit der Nationalen HIV-Hotline bietet“, ergänzte Borys Hrachov, Projektmanager „IT-Lösungen zur Unterstützung von Ukrainer:innen, die mit HIV leben, und HIV-gefährdeten Gruppen in Deutschland“, umgesetzt von Deutsche Aidshilfe und 100 PERCENT LIFE gGmbH mit Unterstützung der Elton John AIDS Foundation.
Ukrainer:innen können nun Beratungen in ihrer Muttersprache erhalten, einschließlich psychologischer Unterstützung für Menschen, die von erzwungener Vertreibung betroffen sind. Der Rechts-Chatbot von 100% Life ist bereits in Deutschland verfügbar und beantwortet häufige Fragen zu den Rechten von Menschen, die mit HIV leben.
Die Angebote von 100% Leben.Deutschland, PlusUkrDe e.V. und KwitneQueer e.V. zeigen die Handlungsfähigkeit der ukrainischen Community, die Teil der Lösung für Herausforderungen im HIV-Bereich ist.
Advocacy-Prioritäten der Podiumsteilnehmenden:
Die Initiative „Fast-Track Cities“ ist eine globale Partnerschaft von Städten mit dem Ziel, HIV in großen Städten bis 2030 zu beenden. Sie soll die UNAIDS-Ziele 0-95-95-95 erreichen: null Stigmatisierung und Diskriminierung von Menschen, die mit HIV leben; 95% der Menschen mit HIV kennen ihren Status; 95% von ihnen haben Zugang zu Behandlung; und 95% derjenigen in Behandlung erreichen eine erfolgreiche Therapie. Berlin trat der Initiative 2016 bei und leitete damit eine enge Zusammenarbeit verschiedener Organisationen ein.
📞 +380 44 290 40 89 , +380 93 023 82 43 — Nationale HIV-Hotline für Weitervermittlung zu medizinischen und sozialen Dienstleistungen in Deutschland. Beratung auf Ukrainisch, rund um die Uhr erreichbar (Kosten gemäß Tarif Ihres Anbieters).